Le terroir des Grands Crus Classés 1855
Die Grands Crus der Klassifikation von 1855 verdanken ihren Adel neben der Leistung der Winzer vor allem der außergewöhnlichen Qualität ihres Terroirs. Der französische Begriff “terroir” hat seine etymologische Wurzel im Wort “terre”, Boden. Als önologischer Begriff meint Terroir jedoch nicht nur den Boden, auf dem der Wein angebaut wird, vielmehr lässt sich Terroir als das ganze Ökosystem definieren, in dem Boden, Klima und Rebe zusammenwirken. Das Terroir ist das Bindeglied zwischen dem Wein als dem Endprodukt und dem Ort, von dem er stammt.
Schon die Römer verbanden bestimmte Weine von hoher Qualität mit deren Herkunft. Bereits zu jener Zeit wurden die Weine bestimmter Gemeinden teurer verkauft als die Weine anderer Gemeinden. Ab diesem Zeitpunkt existiert sozusagen eine Hierarchie in der Herkunft von Spitzenweinen. Diese Hierarchie blieb zunächst allerdings vage, denn sämtliche Weine einer Gemeinde erhielten ein und dieselbe Bewertung. Erst im 17. Jahrhundert taucht das Weingut als Ursprungsbezeichnung auf. Damit wurden Terroir und Herkunft der Weine wesentlich präziser definiert, da diese sich auf wenige Dutzend Hektar Anbaufläche beschränkten statt wie vorher auf ein Gemeindegebiet von Tausenden von Hektar. Der englische Markt spielte dabei eine wesentliche Rolle, da die Engländer auf Weine höchster Qualität Wert legten.
Im önologischen Verständnis umfasst Terroir Bodentyp, Klima und Rebsorte; seinen Wert erhält es durch die menschliche Arbeit. Die nachfolgenden Kapitel gehen auf diese wesentlichen Elemente ein um ein Verständnis für die Einzigartigkeit dieser großen Weine zu vermitteln.
La géologie / les terrasses
Die einzigartige Geologie der Weinregion Bordeaux entstand vor gut 2 1/2 Millionen Jahren. Über diese lange Zeit kam und ging das Meer und hinterließ nährstoffreiche und mineralische Kies- und Tonhaltige- Böden.
Das Bordelais ist sehr regenreich, daher entstehen nur dort Spitzenweine wo eine begrenzte Versorgung mit Wasser vorherrscht, also auf Böden mit relativ hoher Durchlässigkeit. Die besten Böden des Médoc erfüllen diese Bedingungen voll und ganz, vor allem wegen ihres hohen Anteils an Kiessand. Das Wasser kann dort gut ablaufen und die Böden erwärmen sich im Frühjahr schnell wodurch die Trauben schneller reifen. Diese Gegebenheiten sind wichtig, um die Reifung einer späten Rebsorte wie Cabernet Sauvignon regelmäßig zu gewährleisten.
Die auf diesem Bodentyp produzierten Weine sind tanninhaltig und lange lagerfähig. Sie können eine außergewöhnliche Finesse erreichen, insbesondere wenn sie auf der Basis von Cabernet Sauvignon ausgebaut sind.
Tonhaltige Kalkböden sind hauptsächlich in der Appellation Margaux, in der Gemeinde Saint-Estèphe und in Haut-Brion anzutreffen. Es sind ausgezeichnete Rebenböden, doch lassen sie wegen ihrer geringeren Wasserdurchlässigkeit die Trauben auch weniger früh reifen als die Kiessandböden. Aus diesem Grund eignen sie sich besonders für den Merlot. Aus dieser Rebsorte werden dort kräftige Weine mit hohem Alkoholgehalt produziert, die eine gute Ergänzung für die innerhalb einer Assemblage auf Kiesböden gezogenen Weine sind.
Die sukzessive Erosion einzelner Schichten der Böden hat insbesondere im Medoc (siehe gelbe Fläche auf der Karte) unterschiedliche Terrassen zurückgelassen. Diese reichen von Terrasse 1 bis Terrasse 6 und am besten stellt man sich diese in gewisser Weise als Stufen in der Landschaft vor. Sie reichen von den Ufern der Gironde bis in eine Höhe von 40 Metern über dem Meer. Terrasse 1 bezeichnet die älteste Terrasse, welche sich typischerweise auf 40-45 Meter über dem Meeresspiegel erstreckt und durch sandigen Boden geprägt ist (sie findet sich in Listrac und im westlichen Teil der Médoc. Die Terrasse 2 ist bereits etwas niedriger und ist typischerweise zwischen 26 und 29 Metern über dem Meeresspiegel anzutreffen, vor allem im Süden von Margaux und in Richtung Arsac.
Die Grand Cru Classé Weingüter befinden sich fast ausschliesslich auf den nachfolgenden Terrassentypen:
Terrasse 3 (siehe Karte in orange)
Erstreckt sich von 21 - 26 Metern über dem Meeresspiegel und ist durch die relativ großen Kieselsteine (bis zu 80 mm) sowie den Ton-Kalkstein Unterboden geprägt. Dieser Bodentyp ist vor allem in Teilen von Margaux, Saint Julien, Pauillac und Saint Estèphe anzutreffen.
Terrasse 4 (siehe Karte in rot)
Diese Terrasse ist zwischen 20 und 22 Metern über dem Meeresspiegel und ebenfalls mit großen Kieselsteinen versehen. Viele Grand Cru Classé Weingüter in Margaux, Saint Julien, Pauillac und Saint Estèphe haben ihre Rebflächen auf diesem Bodentyp.
Terrasse 5 (siehe Karte in lila)
Diese Terrasse liegt auf 17 bis 19 Meter über dem Meeresspiegel und geprägt durch noch größtere Kieselsteine (bis zu 100mm) als in den Terrrassen 3 und 4. Allerdings weist der Unterboden einen niedrigeren Ton-Kalkstein Anteil auf. Auch auf diesem Bodentyp finden sich einige klassifizierte Weingüter, allerdings bereits eher Richtung Saint Laurent.